Spektakulärer Biotech-Deal: Der Silicon-Valley-Branchenriese Gilead Sciences übernimmt das deutsche Startup MYR – der Kaufpreis für das aufstrebende Jungunternehmen liegt bei über einer Milliarde Euro.
Gilead Sciences, Inc. und die MYR GmbH, ein deutsches Biotechnologie-Startup aus Bad Homburg, das sich auf die Entwicklung und Vermarktung von Therapeutika zur Behandlung der chronischen Erkrankung durch das Hepatitis-D-Virus (HDV) konzentriert, gaben heute bekannt, dass die Unternehmen eine endgültige Vereinbarung getroffen haben, wonach Gilead MYR für rund 1,15 Milliarden Euro in bar erwerben wird. Die Branche samt Medien bejubeln den Deal als echten Meilenstein.
Durch die Akquisition erhält Gilead Hepcludex (Bulevirtid), das von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) unter Vorbehalt für die Behandlung chronischer HDV-Infektionen bei Erwachsenen mit kompensierter Lebererkrankung im Juli 2020 zugelassen wurde. Hepcludex (Bulevirtid) ist ein Eintrittsinhibitor, der an NTCP, einen essentiellen HBV- und HDV-Rezeptor auf Hepatozyten, bindet und so verhindert, dass das Hepatitis-D-Virus, in Hepatozyten eindringen kann.
Seitdem hat MYR Hepcludex in Frankreich und Österreich eingeführt und bereitet sich weiterhin auf die Einführung in bestimmten anderen Märkten im Laufe des Jahres 2021 vor. Es wird erwartet, dass diese Transaktion die weltweite Einführung von Hepcludex beschleunigen wird. Hepcludex ist eine erstklassige Behandlung für HDV und das erste und derzeit einzige Medikament, das von der EMA unter bestimmten Bedingungen für HDV zugelassen wurde, und MYR erwartet, dass es in der zweiten Hälfte des Jahres 2021 in den USA zur beschleunigten Zulassung eingereicht wird.
Bei der Übernahme der erst neun Jahre alten Biotech-Firma MYR durch Gilead handelt es sich um einen der spektakulärsten Deals der deutschen Biotech-Szene. MYR wird damit quasi über Nacht zu einem Biotech-Unicorn. Ein Raunen geht durch die deutsche Start-up-Szene, denn die Übernahme wird einer der größten Verkäufe eines Venture-finanzierten deutschen Biotech-Start-ups der vergangenen zwanzig Jahre